CHRONIK
In Rheinbischofsheim, dem damaligen Mittelpunkt und Hauptort des unteren Hanauerlandes, fanden sich in den Wintermonaten 1875 / 1876 Angestellte, Apotheker, Beamte, Geistliche, Lehrer, Kaufleute und Selbstständige aus Diersheim, Freistett, Holzhausen, Honau und Rheinbischofsheim im „Gasthaus zum Adler“, zur Pflege des Musik sowie Hebung und Veredlung des geselligen Lebens zusammen.
Und so wurde, wie aus noch erhaltenen Dokumenten hervorgeht am 17. Januar 1876 der Musikverein Rheinbischofsheim gegründet.
Notar Beck und Dirigent Postverwalter Gleisle haben mit weiteren 6 Beisitzern die Vereinssatzung unterschrieben, die dann am 11. Februar 1876 vom Großherzoglichen Bezirksamt in Kork genehmigt wurde.
Den Aufzeichnungen nach fand bereits am 25. Februar 1876 die erste Abendunterhaltung statt. Weiter wird von Ausflügen, Abendunterhaltungen, Kulturellen, – und Tanzveranstaltungen berichtet.
Der letzte vorhandene Rechenschaftsbericht verzeichnet im Jahr 1899 noch 18 Mitglieder, einen Kassenvorrat von RM 552,33 und ein Reinvermögen von RM 1298,24.
In Rheinbischofsheim wurde weiter musiziert, obwohl, vermutlich durch Kriegseinwirkung, keine Unterlagen darüber mehr zu finden sind.
Bekannt und interessant ist sicher, dass Ludwig Hauß, der Trompeter der Musikkapelle am 1. August 1914 als Tombour die Mobilmachung im Ort austrommelte.
Nachdem Anfang 1919 die französischen Truppen den Brückenkopf Kehl besetzten verstummte schlagartig alles vereinsmäßige musizieren.
Nachdem sich nach Abzug der Besatzung das Leben wieder normalisierte bildete sich innerhalb des hiesigen Turnvereins wieder eine Musikabteilung.
Die jungen Musiker drängten aber auf eine Selbstständigkeit, so dass am 26. Juli 1925 der Musikverein Rheinbischofsheim mit dem zusätzlichen Namen „Frohsinn“ wieder gegründet wurde.
Die Kapelle bestand aus 16 Mann und wurde von Dirigent Jakob Heidt aus Auenheim geleitet. 1. Vorsitzender war Färbermeister Georg Nikolaus.
Intensive und erfolgreiche Werbeaktionen sicherten ein erfolgreiches Vereinsleben, dass sich in vielen Veranstaltungen, Beteiligungen an Musikfesten und errungene Pokale und Diplome bei Wertungsspielen wiederspiegelte.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Musikausübung jäh unterbrochen und fünf aktive Musiker kehrten nicht mehr heim.
1946 fanden sich schließlich einige ehemalige Vereinsmitglieder zusammen um den Musikverein wieder mit Leben zu füllen.
1949 übernahm Kurt Butz, ein ehemaliger Militärmusiker, die musikalische Leitung und führte den Verein fast 20 Jahre lang zu mehreren musikalischen Höhenpunkte, wobei er unter 6 verschiedenen Vorsitzenden stets der ruhende Pol des Vereins war.
Mit Beginn des Jahres 1970 wurde Oberforstrat Werner Zahn zum 1. Vorsitzenden gewählt und Hans Kuhn der gleichzeitig auch Dirigent von MV Diersheim war, übernahm den Dirigentenstab vom Verbandsdirigenten Franz Heymann, Auenheim, der dem Musikverein nach dem überraschenden Tod von Kurt Butz kurzfristig leitete.
Das gelegentliche Zusammenspiel beider Kapellen war Grundstein dafür, dass im Sommer 1971 ein Freundschaftsvertrag, der gegenseitige Unterstützung der beiden Kapellen Rheinbischofsheim u. Diersheim und den Zusammenschluss gemeinsamer Auftritte vorsah, gemacht wurde.
Auftritte wie beim Bundesmusikfest in Karlsruhe, Wunsch- und Frühjahrskonzerte, die legendären Waldfeste an der „Bischemer Hütte“, Teilnahme an Wertungsspiele und der dargebotene „Große Zapfenstreich“ anlässlich der 700 Jahr Feier der Gemeinde Rheinbischofsheim waren, nur um einige zu nennen, Anlässe genug wo der imposante Klangkörper immer große Beachtung fand.
Höhepunkt dieser Jahre war bestimmt das 100 jährige Vereinsjubiläum, das im Jahre 1976 zusammen mit dem 125 jährigen Jubiläum des Männergesangsvereins Liederkranz Rheinbischofsheim und dem 80 jährigen Jubiläum des Turnvereins Rheinbischofsheim an zwei Festwochenenden groß gefeiert wurde.
Eingebettet in diese Veranstaltung war die Verleihung der vom Bundespräsidenten Heinemann geschaffene „Pro-Musica-Plaktette“.
Als im Jahre 1979 Rudolf Matthis den Dirigentenstab übernahm, war die Übernahme der von ihm zuvor ausgebildete Jugendkapelle ein großer und wichtiger Schritt in die Zukunft. Schwerpunkt der Folgejahre war weiterhin eine intensive und fundierte Jugendarbeit, wobei die jährlichen Waldfeste, Frühschoppenkonzerte und die Kontaktpflege zu den Musikvereinen der Umgebung, des nun wieder alleine spielfähigen Musikvereins, nicht vernachlässigt wurden.
Neu und interessant war für die Aktiven bestimmt die Tonaufnahme im November 1986, wozu das Orchester vom SWF für die Sendung „Morgenläuten“ eingeladen wurde.
Ein Generationswechsel vollzog sich auch in der Vereinsleitung, als am 17.01.1988 Ernst Bliss zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, nachdem Oberforstrat Werner Zahn wegen Pensionierung und Wegzug den Vorsitz nach 18 erfolgreichen Jahren abgab. Es war bestimmt mehr als nur eine noble Geste ihn für seine große Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen.
In diesem Zeitraum fällt auch die Einführung des Schlossplatzfestes dass das bisherige Waldfest ablöste und das Frühjahreskonzert wurde mit dem Herbstfest am Jahrmarktswochenende ersetzt.
Im April 1994 übernahm Hans Loy aus Lichtenau die musikalische Leitung und konnte an die Aufbauarbeit seines Vorgängers problemlos anknüpfen.
Die Mitwirkung bei der Fernsehsendung „Fröhlicher Alltag“ im März 1995 war sicherlich ein Erlebnis, an die sich die Aktiven noch gerne erinnern.
Mit Martin Ebert wurde im Februar 1999 ein junger Dirigent verpflichtet, der es versteht, das ebenfalls junge Orchester kontinuierlich weiter zu entwickeln. Nach 20jähriger Dirigententätigkeit von Martin Ebert wurde im Janaur 2019 Juliana Gonzales Jones die neue Dirigentin des Musikvereins.
Die eingenständige „Bläserjugend MV Frohsinn Rheinbischofsheim e.V.“ und deren vorbildliche Jugendarbeit ist mir ein Garant dafür, dass dieses Ziel erricht werden kann und so der Fortbestand des Musikvereins Frohsinn gesichert ist.